<< zurück zu "Gebrochener Schein"            Übersicht            vorwärts zu "Kühe im Supermarkt" >>



eine Kurzgeschichte von
Wolfgang Falk



Das Zimmer war es, was Mareike so sehr beeindruckte. Mit seinen 15 Quadratmetern, den hellgrünen Wänden und der spartanischen Einrichtung.Das beeindruckte sie. War doch Geld im Überfluss vorhanden und war es doch eine Frage von Popularität in einer Welt, geprägt von Statussymbolen, so wurde verzichtet. Das Nötigste reichte zum leben aus. Und auch das galt als Luxus. Doch der nächste Auftritt wartete; ein weiterer Auftritt auf der Bühne des Lebens, getragen von Säulen der Illusion. Und der nächste Tag beginnt mit der allmorgendlichen Dusche, den Cornflakes, gegessen vom goldenen Löffel und dem Kratzen der kalten Nacht von der hungrigen Kutsche ins Glück. Denn Freiheit ist einem jedem Individuum ans Herz gewachsen, Unabhängigkeit scheint unabdinglich zu sein und es stellt sich die Frage, wann das Ende des roten Fadens erreicht ist. Der Punkt, an dem die Endlichkeit Vorrang hat, wird zu einem relativen Strich. Die Gerade schneidet den Kreis und es vermag der Horizont nicht von der Wahrscheinlichkeit unterschieden zu werden. Und auch das galt als Luxus. Doch der nächste Auftritt wartete; ein Auftritt in einer Welt von bronzenem Rang, gedrängt an den Abgrund des Lebens. Wurde sie doch beäugt, zumeist von West nach Ost oder auch nach Süden. Wartend hielt die Organisation der Humanität die Hand auf und Richter und Henker weltlichen Bekanntheitsgrades wateten durch Straßen von Schlamm und Dreck. Sie waren auf der Suche nach der wahren Realität, der sie sich bis dato offenbar selbst nicht bewusst geworden waren. Folgte gestern noch ein Meer aus Feuer, so folgt heute eine löschende Welle, begleitet und geführt von der Hand der Weisheit. Und auch das galt als Luxus. Doch der nächste Auftritt wartete; ein Auftritt hinter den Kulissen. Gesichert, geschützt und bestens vorgesorgt gegen die äußere Verletzlichkeit. Reiche Belustigung auf armem Gestühl. Leichter werden Stahlseile zu Wollfäden gesponnen, als Schiffe das Tor der Erinnerung passieren. Denn die Asche und der Rauch kubanischer Banalitäten verfliegen und auch die hungrige Kutsche des Glücks gibt bei immensem Druck diamantener Härte nach, wusste man doch um die Künste schwebender Einigkeit bescheid. Die Tangente wird im Sturm der Stärke und der Individualität zur Sekante: In den Augen der Wirklichkeit wird die innere Einstellung zur Offenbarung und die Steine werden zu schwer zum Rollen. Plötzlich wird sichtbar, dass die Eier des Fisches schimmeln und die Kostüme werden zu gewöhnlicher Alltagskleidung. Die Augen schließen sich und das galt niemals als Luxus. Denn Mareike konnte nicht mehr beeindruckt werden.